Mein Weg zum Ul Flieger
Ich bin seit 15 Jahren Segelflieger und habe 1995 meine Ul Lizenz gemacht,um halt auch im Winter in die Luft zu kommen.Die Ausbildung begann ich im Herbst.Für mich als Segelflieger galt es damals 5 Stunden Flugzeit zum Erwerb der Lizenz zu absolvieren.Die Ausbildung machte ich auf einen damals neuen knallroten Albatros,jedoch ohne Stoffheck und zusätzlicher Verglasung.Mit dem Flugzeug kam ich nach einigen Platzrunden gut zurecht,so das sich dann die Frage stellte,wie man denn die 5 Flugstunden hinter sich bringen könnte,ohne ständig um den Platz fliegen zu müssen.Als Segelflieger gewohnt,den Platz auch mal aus dem Sichtfeld zu verlieren,schlug ich dem Lehrer vor,doch mal ein Stück geradeaus zu fliegen.Er stimmte meinem Vorschlag zu,jedoch konnte ich mich dem Eindruck nicht erwähren,das diese Idee bei Ihm für gewissen Bluthochdruck sorgte.Vielleicht hatte das Fahrwerk seines Fliegers noch nicht so viele fremde Wiesen unter sich gehabt. Mein Dreieckskurs sollte von Roitzschjora nach Aschersleben,dann nach Dessau und wieder zurück zum Ausgangspunkt gehen.(ca.150km)Mit prall gefüllten Sitzen(das sind ja die Tanks)und dick eingekleidet,ging es dann an einem schon nicht mehr so sonnigen Morgen los.So hatte ich mir die Ul Fliegerei immer vorgestellt.Durch fehlende Höhenrudertrimmung,war mit dieser Beladung eine gewisse Kopflastigkeit nicht zu leugnen,was sich dann spürbar in der Muskulatur meines rechten Oberarmes bemerkbar machte.Die hochfrequenten Schwingungen des Motors sorgten nach einer Weile dafür,das meine Steurhand begann einzuschlafen.Von kühler Herbstluft umweht,schob sich seehr langsam die Landschaft unter uns durch.Jeder versuchte wohl auf seine Weise dem Flug etwas positives abzugewinnen.Es herschte nicht gerade Hochstimmung an Bord,was sich auch durch nur vereinzelte Dialoge im Kopfhörer bemerkbar machte.Ich jedoch war guter Dinge.Und keine wärmende Luftdüse in der Nähe,die einem etwas Motorluft hätte zufächeln können.Zum Hände wärmen war der Rotax auch zu weit weg.Bei jeder Landung gab es erstaunte Gesichter über unser Vorhaben.In Dessau musste dann erstmal zur Tankstelle gefahren werden,um neues Gemisch anzurühren.Am Ausgangspunkt angekommen,gab es ein grosses „Hallo“und wie war es denn.Der Lehrer begann auch gleich freudig zu berichten.(als ob wir gerade den Ärmelkanal überflogen hätten) So war ich wieder um ein paar Flugstunden reicher.Der Albatros wurde Jahre später gegen einen Zephyr getauscht.Schade.Bei meinem letzten Besuch an dem Platz musste ich erfahren,das dieses Flugzeug geerdet wurde.(im Start Motorausfall,40m Höhe Knüppel festgehalten)Dem Luftsportgeräteführer ist wohl zum Glück nicht so viel passiert,aber das Flugzeug war Schrott.Ein Albatros hängt aber noch an der Hallendecke und vielleicht ist der ja zu verkaufen,denn ich möchte gern spüren das ich fliege und da gehört Fahrtwind,Rotz an der Backe und Tränenwasser in den Augen nun mal dazu.